Bedeutung des christlichen Glaubens für das Gelingen einer guten Ehe

1) Vor einigen Monaten mal während einer pastoralen Reise in einem Flugzeug nach England fliegend kam es zwischen meinem sehr freundlichen Sitznachbar und mir zu einem angeregten Gespräch. Der betreffende Herr, Professor für Elektronik an einer englischen Universität, wollte dann speziell die katholische Sicht der Unauflöslichkeit der Ehe wissen und stellte eben entsprechende Fragen. Wir einigten uns dann zuerst darauf, dass die Frage nach der Unauflöslichkeit der Ehe methodisch die Behandlung bzw. Beleuchtung mehrerer einzelner Themenbereiche verlangt, die dann wohl erst in der Summe wie einzelne Steine eines Mosaikbildes einen entsprechenden Überblick gewähren können.
Nun, zu einer Ehe gehören ja immer zwei Menschen, und zwar verschiedenen Geschlechts, was man heute leider extra betonen muss. Und da wir alle weit genug davon entfernt sind, vollkommen zu sein, d.h. wegen unseres eigenen Naturells und Charakters nicht ohne Fehler sind, sprich unsere so genannten Ecken und Kanten haben, darf oder muss man sogar davon ausgehen, dass es auch in jeder Ehe zu Differenzen oder Konflikten größeren oder kleineren Ausmaßes kommt, die dann einer Regelung seitens der Ehegatten bedürfen. Und an diesem Punkt macht es sich dann eben bemerkbar, welche grundsätzliche Einstellung der Mensch hat, mit welcher prinzipiellen inneren Grundhaltung er an solche Probleme herantritt.
2) Als erster dieser einzelnen Themenbereiche ist wohl die Frage nach der grundsätzlichen Gläubigkeit der Bevölkerung zu nennen, ob und in welchem Umfang nämlich da eine gesunde christliche Glaubenssubstanz vorhanden ist. Ein katholischer Christ weiß ja, dass in dieser Welt wegen der sittlichen Gebrechlichkeit der menschlichen Natur nach dem Sündenfall keine allumfassende Gerechtigkeit herzustellen ist. Wie ja auch schon Jesus als das unschuldige Lamm Gottes unsere Sünden auf sich genommen und gesühnt hatte, so erkennt ein Christ, dass das Leben, die Vorsehung Gottes, auch für ihn so manches Kreuz und Hindernis bereit hält, durch welche seine Treue geprüft und er sich in der Nachfolge Christi als dessen Jünger bewähren soll.
Ein Christ vertraut auf die höhere Gerechtigkeit Gottes und baut letzten Endes auf Seinen Richterspruch in der Ewigkeit! So sollte sich eigentlich auch schon ein jeder angehende Ehegatte von vorne herein darauf einstellen, bei aller gegenseitigen Liebe sogar auch vom eigenen Ehepartner nicht immer voll und ganz verstanden zu werden, nicht unbedingt in jeder Situation auf dessen allumfassendes Verständnis zu stoßen. Natürlich soll man das intendieren, aber leider kann auch ein miteinander sehr harmonierendes Ehepaar nicht immer bedauernswerte Missverständnisse aus ihrem Leben ausschließen.
Und erfährt man dann sogar eine etwas größere Ungerechtigkeit oder meint wenigstens, von eigenen Ehegatten ein nennenswertes Unrecht erlitten zu haben, ist ein tiefgläubiger Christ vielleicht doch eher bereit, dieses Unrecht nicht nur nicht immer zur Sprache zu bringen und somit die Situation eventuell unnötig aufzuschaukeln, sondern dieses Kreuzchen um eines höheren Gutes (etwa um des Wohles der eigenen Kinder) willen hinzunehmen bzw. um Christi willen aufzuopfern.
Wenn aber ein Mensch ohne einen gesunden Glauben an das Ewige Leben aufwächst bzw. ohne den übernatürlichen Blick auf die Ewigkeit erzogen wird und dann wohl auch keine höhere moralische Instanz über sich erkennt bzw. anerkennt, sieht er ja den Sinn seines Daseins ausschließlich im Diesseits begriffen. Dann ist er ja aber wohl auch eher geneigt, seine ganze “Erfüllung” um alles in der Welt willen im irdischen Dasein zu suchen bzw. unbedingt zu finden! Denn sonst habe er ja nicht “glücklich” gelebt und nicht genug an “Glücksmomenten” in sich eingesaugt.
Verleitet das dann einen solchen ohne den christlich-katholischen Glauben und höhere moralische Werte aufgewachsenen Menschen nicht eher dazu, notfalls auch seine sprichwörtlichen Ellenbogen einzusetzen, um zum Ziel seiner vermeintlichen “Träume” zu gelangen? Das darf sehr wohl angenommen werden. Zumal alle Statistiken und menschliche Erfahrungswerte belegen, dass ein gläubiger Christ nicht nur duldsamer und weniger selbstsüchtig ist, sondern auch eher bereit ist, den anderen Menschen ein begangenes Unrecht wenigstens in der Hoffnung aufrichtig zu verzeihen!
Auf die Frage nach (der Unauflöslichkeit) der Ehe wirken sich diese ganzen Überlegungen bzw. Feststellungen dann oft so aus, dass bei christlichen Paaren, die wirklich von christlichen Grundgedanken beseelt sind, auf der einen Seite wenigstens von der klaren Tendenz her doch weniger an rücksichtloser Härte und krankhafter Rechthaberei, die zu unüberbrückbaren Zerwürfnissen führen, und auf der anderen Seite vielleicht doch auch mehr an opferbereitem Ertragen der Fehler anderer und an echter christlicher Vergebungsbereitschaft anzutreffen ist. Seit dem stellvertretenden Leidensweg Jesu kann man ja darin auch einen höheren Sinn sehen! Entsprechende Ehe-Statistiken sprechen jedenfalls eine klare Sprache, dass es bei aufrichtig gläubigen Katholiken eine deutlich niedrigere Scheidungsrate gibt!
Die christlichen Väter und Mütter nehmen wohl auch im Hinblick auf das Wohl ihrer Kinder häufiger so manche noch irgendwie tolerierbare ungerechte Behandlung hin, als dass sie jede Kleinigkeit thematisieren und dann nach unnötigem Aufschaukeln der Differenzen mit dem eigenen Ehegatten mittels der (übereilten?) Trennung und Scheidung ihre eigenen Kinder für ihre Probleme leiden lassen. Sonderbarerweise wird in unserer Öffentlichkeit ganz wenig bis kaum darüber gesprochen, wie schwer die Kinder die Scheidung der Eltern ertragen, wie sehr sie bisweilen unter der Trennung ihrer Eltern zerrissen sind, dass für sie dann daraus sogar nicht zu verleugnende nennenswerte negative psychische Folgen entstehen.
Statt also praktisch völlig kritiklos und über alle Maße die neuzeitliche liberale “Errungenschaft” der Ehescheidung und Neuverheiratung anzupreisen, sollte unsere Gesellschaft den Fokus lieber auf die tiefen seelischen Wunden richten, welche damit vor allem für die davon betroffenen Kinder verbundenen sind! Statt dann auch die sexuelle Freizügigkeit zu verherrlichen, sollte man den fundamentalen Wert der Familie für die Gesellschaft unterstreichen und die Eheleute und Eltern an ihr Gelöbnis der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung, der Rücksichtnahme, Treue und Liebe erinnern!
Ein Mensch dagegen, der kein höheres Sittengesetz bzw. keine göttliche Gerichtsbarkeit über sich anerkennt und auch an kein übernatürliches Leben in der Gnade Gottes nach dem irdischen Tod glaubt, sieht von der Tendenz her doch wesentlich stärker die Befriedigung seiner rein irdischen Bedürfnisse (und Triebe) an vorderster Stelle. Denn nach dem Tod sei ja für ihn alles aus und vorbei. Es folge ein großes dunkles Nichts. So sieht er sich auch stärker veranlasst, viel mehr wenn nicht möglichst alles an Spaß und Vergnügen aus dem Leben “herauszuholen”, notfalls auch - und das ist hier der entscheidende Punkt! - sozusagen “auf Teufel komm raus”, eben auch unter Einsatz unsittlicher Mittel und auf Kosten anderer Menschen bzw. sogar seines Ehegatten und der Kinder.
Und wenn dann die Jugend in diesem diesseitsorientierten und egoistischen Sinn aufwächst bzw. von vielen gesellschaftlichen Seiten das “Ideal” vorgesetzt bekommt, man müsse sich unbedingt “verwirklichen” und “realisieren”, dann darf man sich nicht wundern, wenn sie sich selbst in den Mittelpunkt des Geschehens setzt und andere als zu eigenen Diensten eingesetzt betrachtet. Wie soll dann in solchen Menschen die Bereitschaft entstehen, sich um anderer Menschen willen zurückzunehmen, auf sie Rücksicht zu nehmen, ihnen nachzugeben oder auch Opfer um eines höheren Gutes willen zu bringen? Hat denn nicht in den letzten Jahrzehnten wirklich die Einhaltung einer ganzen Reihe von bestimmten elementaren Regeln des anständigen und rücksichtsvollen Umgangs miteinander abgenommen, wie man immer wieder von verschiedenen Personen geklagt bekommt? Das ist wohl kaum eine zufällige Entwicklung.
3) Wohl kaum wirkt auch die moderne Mode einen günstigen Einfluss auf die Einhaltung der Treue in einer Ehe aus. Wir wissen ja, dass es doch einen Zusammenhang gibt zwischen der Schwere und Häufigkeit der Versuchung auf der einen Seite, der ein Mensch ausgesetzt wird, und der Art und Zahl seines Sündigens auf der anderen Seite. Wohl kaum umsonst lässt uns Jesus im Vaterunser ausdrücklich beten: “Und führe uns nicht in die Versuchung”.
Und da besteht schon ein großer Unterschied, ob speziell die Jugend auf Schritt und Tritt mit starken sexuellen Reizen konfrontiert wird, welche durch eine entsprechende Ent-kleidungsmentalität in unserer Gesellschaft verursacht wird, oder ob man ordentlich und anständig gekleideten Menschen begegnet, die sich nicht in erster Linie als Sexobjekt verstehen und präsentieren. Stellt es denn wirklich eine Überraschung dar, dass ein Mensch, der dauerhaft mit solchen Versuchungen sexueller Art bombardiert wird, dann vielleicht auch schneller entsprechenden unzüchtigen Gedanken und in der Folge nicht selten auch konkreten sündhaften Handlungen nachgibt, die im eindeutigen Widerspruch zur christlichen Tugend der Reinheit und der ehelichen Treue stehen? Es wäre sowohl naiv als auch fahrlässig, diesen Zusammenhang nicht zu sehen (bzw. nicht sehen zu wollen).
4) Leider wird in unserer Gesellschaft generell ein solches Menschenbild gefördert, bei welchem die Sexualität und animalische Lust praktisch sämtliche andere Bereiche des menschlichen Lebens und Wesens beherrscht und steuert. Der Mensch wird zu einem ziemlich primitiven sex-gesteuerten Wesen reduziert, welchem andere, höhere Bereiche des Geistes und geistige Leistungen der Seele irgendwie fremd seien bzw. bestenfalls sekundärer Natur wären.
Viel zu viele unserer Zeitgenossen sind der Meinung bzw. werden dazu “erzogen” zu denken, ihr Leben sei irgendwie verwirkt, wenn sie nicht möglichst viele sexuelle Erfahrungen sammelten. Es ist wohl kaum zufällig, dass man es in unserer Gesellschaft hinnimmt und sogar begrüßt, wenn Jugendliche bereits im zarten Alter von 13-14 Jahren wie selbstverständlich in ein entsprechendes regelmäßiges sexuelles Handlungsprogramm eingestiegen sind. Man regt sich in unserer Gesellschaft dagegen lieber gegen jene scheinheilig auf, die den Jugendlichen die sexuelle Zurückhaltung und Enthaltsamkeit und den Erwachsenen die eheliche Treue anmahnen.
Bezeichnenderweise wird in unseren liberalen und systemkonformen Medien weder das Fremdgehen in einer Ehe und Beziehung noch die Tätigkeit der Personen vom horizontalen Gewerbe in ethischer Hinsicht mit einem Minus-Zeichen versehen. Nein, beim Fremdgehen solle man sich halt bitte nur nicht erwischen lassen, ansonsten erfährt dieses Phänomen keine echte gesellschaftliche Ächtung.
Und was den “Beruf” der Prostituierten angeht, so machen sich bestimmte Kreise und Parteien sogar für die Anerkennung ihrer “beruflichen” Leistungen und weitere gesellschaftliche Aufwertung stark. Es sei halt normal und somit völlig unproblematisch, sich der “Leistungen” solcher Damen und Herren zu bedienen. Wer wollte da nun bitte zweifeln, dass diese ganzen gesellschaftlichen Entwicklungen bei jungen Leuten nicht nur nicht zum Entstehen und der Förderung einer familien- und die eheliche Treue stärkenden Mentalität beitragen, sondern eher zum Gegenteil davon? Es ist wohl offensichtlich, dass dies dann sogar auch direkt mit der hohen bzw. weiter ansteigenden Scheidungsrate zu tun hat.
5) Nicht unberücksichtigt lassen wollen wir in diesem Zusammenhang auch die Frage nach der Betrachtungsweise der Frau in der Gesellschaft und ganz speziell den Medien, was seinerseits ebenfalls nicht unbedeutsam ist für die Frage nach dem Gelingen der Ehen (und nebenbei auch der so genannten Partnerschaften). Schaut man sich das propagierte Bild der Frau in den Medien an, wird sie in erster Linie nach dem Kriterium bewertet, ob sie nämlich “sexy” sei oder nicht. So vernehmen dann vor allem heranwachsende Mädchen, sie müssten bitte schon ein entsprechendes äußeres Erscheinungsbild abgeben, möchten sie in den Medien und der Öffentlichkeit als eine vollwertige Frau anerkannt werden. Dass dann ein solches “Ideal” der Frau eine zutiefst verderbliche Wirkung auf die junge menschliche Psyche hat, versteht sich wohl von selbst.
Selbstverständlich ist es legitim und sogar geboten, immer auf sein Äußeres zu achten und es vernünftig zu pflegen. Innerhalb bestimmter gesunder Grenzen darf und soll man natürlich auch in äußerer Hinsicht ein einladendes bzw. attraktiv-sympathisches Erscheinungsbild abgeben wollen. Will man ja speziell als Heiratswilliger auch einen eventuellen künftigen Ehepartner auf sich aufmerksam machen.
Nur fällt man einem gefährlichen Zerrbild eines Schönheitsideals zum Opfer, reduziert man es zu stark bzw. überproportional lediglich auf die Frage nach seiner sexuellen Ausstrahlung. Speziell die Frau ist wesentlich mehr als nur möglichst starke sexuelle Reize ausstrahlendes Wesen (Sexobjekt!). Sie soll vor allem auch durch ihren inneren Reichtum überzeugen, so etwa durch ihren Verstand und sittlichen Willen, durch ihre Intelligenz und ihr Streben nach gesunder christlicher Tugend! Das ist der schönste Schmuck, mit dem wir, Menschen, uns zieren können bzw. sollen. Speziell junge Menschen mögen das bitte beherzigen.
Wenn sich aber in der Gesellschaft alles wiederum nur um die Frage nach dem erotischen Erscheinungsbild eines Menschen dreht, verkommen wir zu Menschen, die nicht wirklich gelernt haben, auf die inneren Werte eines Menschen zu schauen und auf sie unsere Gewichtung zu fokussieren, in guten wie in schlechten Tagen zueinander zu halten bzw. beieinander zu bleiben oder sich auch zu Zeiten einer etwaigen schweren Prüfung oder Krise durch nichts auseinander dividieren zu lassen. Geht es einem Paar vor allem um die gegenseitige innere Wertschätzung, rückt es durch die Lebensprüfungen verschiedenster Art oder auch nur einfach im Lauf der Lebenszeit nur noch enger zusammen und wächst in gegenseitiger aufopferungsvoller Liebe! Und zwar geht diese positive Entwicklung unabhängig von der Frage nach einer eventuellen erotischen Ausstrahlung des Mannes oder auch der Frau vonstatten.
Spielt dagegen bei einem Paar in ungesundem Umfang die rein äußere sexuelle Anziehungskraft die entscheidende Rolle bei der (wohl nur vorläufigen) Entscheidung, zusammen zu bleiben, bricht es bei (nennenswerten) Krisen fast schon notwendigerweise auseinander, da ihm ja ein gemeinsames gesundes geistiges Fundament fehlt. Im Hinblick auf unseren menschlichen Alterungsprozess und die damit verbundene Abnahme der sexuellen Anziehungskraft kann man aber auch ironisch sagen: “Verwelkt die Blume”, lässt man sie fallen und schaut sich nach Möglichkeit nach einem eventuellen jüngeren Exemplar um... Wie traurig, da von echter Liebe ja keine Spur! Statt dessen nur animalische Lust und sexuelle Begierde.
Wenn man sich da die entsprechenden Fernsehsendungen (etwa bezüglich des nächsten so genannten Top-Modells) anschaut, die schwerpunktmäßig für Jugendliche bestimmt sind, kann man nur erschaudern ob des primitiven Menschenbildes, welches da dann den jungen Mädchen sehr wohl auch zur Nachahmung präsentiert wird. Allein die sexy Figur zähle halt. Und wer dann eine solche beim besten Willen nicht unbedingt aufbieten kann, fühlt sich in der Logik einer solchen primitiven Denkweise viel zu oft als eine Art Versager.
In ähnlicher negativer Weise wirken auf das Publikum auch die zahlreichen Videoclips, in welchen mehr Wert auf das äußere erotische Erscheinungsbild speziell einer weiblichen Sängerin gelegt wird als eigentlich auf ihre Stimme. Früher kaum vorstellbar, aber heute bemühen sich sogar die Stars der Volksmusik oft, dem Publikum mit einem sexuell aufreizenden Äußeren zu imponieren. Manchmal kann man da summarisch nur sagen: einfach krank.
6) In der Summe aller dieser (und sicherlich noch einiger weiterer) Mosaiksteine ergibt sich ein Bild, welches wenig förderlich ist speziell für die Entstehung und Stärkung der christlichen Tugend der Reinheit und dann auch der ehelichen Treue. Unsere Gesellschaft erfährt heutzutage eine solche starke Versexualisierung vieler Lebensbereiche, dass man davor geradezu erschrecken muss. Neuerdings will man ja schon die Kinder im Vorschul- und Grundschulalter mit dem Gender-Mainstreaming-Unfug bzw. einer aggressiven und alle vernünftigen Schutzdämme brechenden Sexualaufklärung (vgl. “Beiträge”/119, S. 22-31) belästigen bzw. völlig überfordern, damit halt schon jedes Kind ein Experte in allen diesen Perversitäten sei und somit schon im zartesten Alter zu entsprechendem Handeln angeleitet werde.
Was aber dadurch erreicht werde, ist, dass die Jugendlichen durch dieses massenweise, ungeordnete und völlig unkontrollierte Ausleben der Sexualität innerlich verbrannt und dadurch auch irgendwie unfähig zur wahren Liebe gemacht werden! Sie gleichen da leider einem Steppengras, welches keine tiefen Wurzeln hat und somit (geistig) vertrocknet ist, sich aber dennoch einer ungeheuren Glut des Feuers aussetzt, welcher sie in ihrem betreffenden Zustand überhaupt mitnichten gewachsen sind. Was folgt denn darauf? Dieses Steppengras entflammt schnell und heftig, verbrennt aber noch schneller und lässt eben verbrannte Erde zurück, auf welcher kaum mehr eine edle Frucht wachsen kann.
Zumal ja speziell unsere Jugend bezeichnenderweise weder durch unsere Medien noch die Schule und Gesellschaft dazu angeleitet wird, den anderen um seiner selbst bzw. um des hohen Ideals einer edlen und selbstlosen Liebe willen zu lieben, sondern nur angelernt und angestoßen wird, die eigene sexuelle Lust um ihres eigenen Ichs bzw. um des “Glücks” der eigenen Person willen zu befriedigen. So hören sie ja dabei kaum etwas bis nichts über die eigene große Verantwortlichkeit für diese uns vom Schöpfer geschenkte Gabe der Sexualität, die eigentlich erst in der Ehe, der ganzheitlichen Hingabe eines Mannes und einer Frau zueinander, der ihr göttlicherseits gegebenen hohen Sinnhaftigkeit und Bedeutung gerecht werden kann!
Menschen, die in einem solchen “modernen” Geist aufwachsen oder sich auch später im erwachsenen Alter danach ausrichten, werden veranlasst bzw. fast schon genötigt, ihr Leben zu stark durch die Brille der Sexualität zu sehen und von diesem Ausgangspunkt aus zu definieren. Wenn aber andere, edle geistige Kräfte des menschlichen Wesens zu kurz kommen und somit nicht regelmäßig “trainiert” werden, verkümmern sie wie ein schlaffer Muskel zunehmend - der Mensch baut geistig-seelisch Schritt für Schritt, Jahr für Jahr ganzheitlich ab. Gibt es denn nicht genug solcher trauriger Fälle, in welchen Menschen einer einem auf Schritt und Tritt begegnenden starken Versuchung gegen das 6. Gebot Gottes nachgeben und eben schwer sündigen, dann aber aufgrund der Schwäche der menschlichen Natur oder der Schwere der Verwicklung in den betreffenden sündigen Zustand nicht mehr sozusagen (rechtzeitig?) “die Kurve kriegen” und somit immer weiter das religiöse Leben aufgeben? Da bedarf es dann einer umso größeren moralischen Anstrengung, die bei weitem nicht jeder besitzt, um den betreffenden Menschen umgebenden dicken Panzer der Sünde aufzubrechen und den die eigenen seelischen Wunden heilenden geistigen Aufstieg zu Gott zu finden. Zumal sich ja auch und gerade die “Konzilskirche” zunehmend auf dem Weg der völligen Anerkennung der modernen säkularen Lebensart befindet und somit für Suchende als eine positive geistige Kraft und Unterstützung leider ausfällt!
7) Da sieht man, wie sogar fundamental sich die katholische Sicht in Bezug auf den Menschen generell und die Liebe, Ehe und Sexualität speziell von der der modernen liberalen Gesellschaft unterscheidet. Nun leben wir alle aber in einer solchen alles andere als christlich zu bezeichnenden Gesellschaft und können uns dem nicht ohne weiteres entziehen. Umso wichtiger dann, dass wir wenigstens versuchen, ganz besonders in den Familien insofern möglichst günstige Bedingungen für unsere Kinder und Jugendlichen zu schaffen, damit sie im gesunden katholischen Glauben aufwachsen können, um dann aufgrund einer eigenen positiven christlich-katholischen Grundüberzeugung den Anfechtungen zur Sünde und einem sündhaften Lebenswandel widerstehen zu können!
Ein junger Mensch, der am Beispiel der eigenen Eltern und Familie bzw. im Verwandten- und Bekanntenkreis miterlebt, was Glaube, Liebe, Treue, Zu-Einander-Halten in Schwierigkeiten und vernünftige Krisenbewältigung bedeuten, und wie positiv sie sich auf die Gesamtatmosphäre des Familienlebens und sein eigenes Wohlergehen und Glück auswirken, wird doch eher geneigt sein, diese Werte trotz aller Widrigkeiten und Versuchungen der modernen Gesellschaft zu behalten und bei einer späteren eventuellen Familiengründung auch selbst zu leben. Ein junger Mensch, der dann auch versteht, dass die entsprechenden von unseren Medien und der Gesellschaft angepriesenen “Ideale” nach kurzem Feuer der Leidenschaft nur verbrannte Erde zurücklassen, weckt in sich vielleicht doch auch eher die sittliche Kraft, gerade auch deswegen den mannigfachen Versuchungen der versexualisierten Gesellschaft zu widerstehen, weil ihm bewusst ist, dass er sonst etwas viel Wichtigeres und Wertvolles verlieren würde.
Und sollte er dann später das Glück haben, den richtigen Ehepartner zu finden und eine christliche Familie zu gründen, wird er wissen und übrigens auch persönlich immer wieder neu beglückend erfahren, dass sein wahrer “Schatz” sozusagen zu Hause ist und er seine Liebe und Treue zum Ehegatten und der Familie durch sittliche Bewährung in Anfechtungen und Versuchungen nur noch weiter stärken und ausbauen kann!
Vielleicht ist es auch interessant hinzuzufügen, dass jener oben erwähnte Gesprächspartner im Flugzeug im Lauf unserer Diskussion dann auch mal bemerkte, dass er nach seiner leider erfolgten Scheidung von seiner Frau gerade aus Rücksicht auf seine (wohl bei ihm lebenden) Kinder keine neue Ehe mehr einging. Besonders erkenne er, dass der zur Sprache gekommene Aspekt des Glaubens und der Gläubigkeit der Menschen in einer Gesellschaft geradezu von zentraler Bedeutung bei der Frage nach der Festigkeit der Ehen sei!

P. Eugen Rissling

 

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